Johann Hinrich Wichern
Die jungen Jahre
Johann Hinrich Wichern erblickt am 21. April 1808 in Hamburg St. Georg als Ältester von sieben Kindern das Licht der Welt. Er wächst in bescheidenen Verhältnissen auf. Der Vater ist vom Kontor-Schreiber zum Notar aufgestiegen. Johann Hinrich besucht das Gymnasium.
Er ist 15 Jahre alt, als sein Vater stirbt und er die sechs Geschwister mit durchbringen muss. Er gibt Nachhilfestunden als Hauslehrer. Zwei Jahre später verlässt er die Schule, kann als Erziehungsgehilfe an einem christlichen Schülerinternat für höhere Stände arbeiten. So kommt er mit meist wohlhabenden Menschen aus der evangelischen Erweckungsbewegung zusammen, die ihm den Schulabschluss und das Theologiestudium ermöglichen.
Zu den Menschen gehen
1831 legt Wichern in Hamburg sein Theologieexamen ab und wird Oberlehrer der Sonntagsschule für Arbeiterkinder in St. Georg. Er besucht die verarmten, verwahrlosten und aus Not kriminell gewordenen Eltern seiner Schüler und gehört einem Besuchsverein an, der in den Armenvierteln hautnah das dort herrschende Elend erlebt. Der Verein gründet eine „Rettungsanstalt für sittlich verwahrloste Kinder“ im „Rauhen Haus“, einer Kate mit viel freiem Gelände darum herum. Wichern wird der Leiter. Jahr für Jahr entstehen neue Häuser, immer mehr Kinder werden aufgenommen.
„Bekenntnis des Glaubens durch die Tat der rettenden Liebe“
Wichern betonte, dass aus dem Gebot der Nächstenliebe heraus Kirche stets Anwalt der Schwachen zu sein hat. Seine Maxime: „Die Kirche muss zu den Menschen gehen“ – dadurch könnten gesellschaftliche Entwicklungen früh erkannt werden.
Er geht zu Gefangenen und fördert so die Straffälligenhilfe und Gefangenenseelsorge. Als Preußen seine Kriege gegen Dänemark, Österreich und Frankreich führt, schickt Wichern ausgebildete Diakone mit ins Feld. Daraus entwickelt sich die Soldatenseelsorge.
Er schickt in Hamburg einen Diakon zu den Binnenschiffern und Seeleuten. Daraus entwickeln sich Schifferdienst und Seemannsmission. Sehen, erkennen, helfen heißt sein einfaches, bis heute nachahmenswertes Prinzip.
1874 erleidet der rastlose Reformer einen Schlaganfall und muss sich aus der Arbeit zurückziehen. Er stirbt nach langem Leiden am 7. April 1881.
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